Iran 2022 Teil 1

…um etwa 10Uhr fahre ich durch das Eisentor zur iranischen Grenzabfertigung. Die erste Kontrolle von Fahrzeug und Dokumenten. Fahrzeug wird recht intensiv untersucht, ist aber mehr Neugier als dass wirklich was gesucht wird. Der Pass wird gecheckt und Visum. Es wird nach einem PCR-Test gefragt. Ich gebe ihnen das Impfzertifikat, scheint damit erledigt zu sein. Sie schauen aber als hätten sie so etwas noch nie gesehen. Der Pass kommt zurück von einen anderen Beamten, welcher  nach den Ausreisestempel der Türkei fragt. Ich zeige den anderen Pass mit den Stempel. Nun darf ich mein Auto abstellen und zur Passkontrolle laufen, also zur richtigen Passkontrolle. Es schein als bin ich der einzige der sich nicht auskennt, bin auch offensichtlich der einzige Tourist. Ich werde also zum Schalter gebracht. Auch diieser Beamte kann wieder meinen Ausreisestempel von der türkischen Seite nicht finden. Alles geht mit Händen und Füßen, keiner versteht englisch. Versuche zu erklären, dass ich einen zweiten Pass habe, der aber im Auto ist. Der Beamte übergibt mich seinem Vorgesetzten, der auch nichts versteht und offensichtlich zum nächsten Vorgesetzten geht. Dieser gibt das OK (ohne mich nochmal zu befragen) und mein Visum wird gestempelt.
Nun beginnt die unbegreifliche Prozedur mit dem Carnet de Passage. Hier bekommt man eine Art Laufzettel, den man abarbeiten muss. Die richtigen Stempel und Unterschriften von den richtigen Personen einsammeln, ist die Aufgabe. Wie auch von anderen Ländern bekannt, werden hier nur Leute beschäftigt. Am Ende scheint der Laufzettel komplett zu sein und nach einer erneuten kurzen Begutachtung des WoMo’s darf ich weiterfahren. 
Nach wenigen 100 Metern kommt ein Kontrollposten, mein Auto wird wieder kontrolliert. Auch hier ist man mehr am Auto interessiert. Alle sind immer sehr freundlich und hilfsbereit. Ein paar Englischkenntnisse der Grenzbeamten wären vorteilhaft. Vielleicht hatte ich nur Pech mit der Schicht. Anscheinend kommt hier auch nicht sehr oft ein Tourist durch. Ist eher ein kleiner Übergang, der nur Tagsüber und nur für PKW geöffnet hat. Alle anderen an der Grenze waren Türken, die zum Arbeiten oder Handeln in den Iran fahren. Auch auf iranische Seite spricht man lokal eine türkische Sprache, also gibt es mit den Türken auch keine Verständigungsschwierigkeiten.
Nun hoffe ich, dass meine Papiere richtig abgestempelt wurden, andernfalls bekomme ich meine 30.000€ Kaution nicht mehr zurück bzw. wird es Probleme geben

10.04.2022 Bin gestern noch bis nach Täbris gefahren. Stellplatz habe ich im El Goli Park gefunden, außerhalb der Stadt. Stadtverkehr möchte ich mir nicht zutrauen, vor allem habe ich noch keine Versicherung. Diese sowie eine SIM-karte für Internet sind heut mein Ziel. Hatte ja paar Informationen wo alles zu finden ist. Beim Suchen hat mich dann ein Mann angesprochen und gefragt ob ich Hilfe brauche. Am ende ist er mit mir durch die ganze Stadt gefahren. Die Autoversicherung konnten wir erledigen, die SIM nicht. Die SIM-Karten für Ausländer gibt es wohl nur noch in der Zentrale der Telefongesellschaften und auch erst 48 Stunden nach Einreise.

Neben vielen Taxifahrten und auch Metro, hat Ali mir den historischen Basar etwas gezeigt. Auch er hat ein kleines Teppichlager dort. Der Basar ist wohl der größte im Iran, mit vielen langen Gängen und Innenhöfen. In früheren Jahrhunderten war er Station auf der Seidenstraße, Herberge uns Basar, also eine so genannte Karawanserei. Da es hier in Täbris so gut wie keinen Tourismus gibt, ist auch der Basar sehr authentisch. Hier spricht dich keiner an um dir was zu verkaufen.

Außerdem gibt mir Ali noch einen Schnellkurs in Sachen Geld. Was sind Rial, was Tuman, wie werden die vielen Nullen gehandhabt. Er geht auch mit mir zum Geldwechsel. Ich bekomme für 100€, knapp 30 Millionen Rial, 300.000 Tuman. Preise werden immer in Tuman ausgezeichnet und oft werden die letzten drei Nullen weggelassen.

11.04.2022 Heut morgen gehe ich etwas durch den Park vor dem ich ja stehe. Erst gegen Mittag sind meine 48 Stunden abgelaufen. Begebe mich dann auch zu der Telefongesellschaft. Die nette, englischsprechende Frau von gestern erkennt mich sofort und winkt mich heran. Sie ist fast glücklicher als ich, dass es nun mit der Registrierung funktioniert. Nehme das teuerste Paket mit 90 GBite und bezahle 30€ für alles. Bekomme noch eine Tasse dazu geschenkt. Für meine Taxifahrten zum Stadtzentrum von mehr als 5km bezahle ich keine 1,50 €

Abends gehe ich noch mit Ali und seiner Freundin Hela in ein Fischrestaurant. Ohne Schnick-Schnack, es konzentriert sich dort wirklich alles auf’s Essen….und das war echt ausgesprochen lecker. Die Unterhaltung mit den beiden ist sehr Interessant. Sie sind sicher nicht dem konservativen Teil der Bevölkerung zuzuordnen. Kurz vor Mitternacht geht es noch auf einen Kaffee bzw. Tee in ein Cafe/Bar. Befinden uns im eher wohlhabenderen modernen Stadtteil.

12.04.2022 Weiterfahrt Richtung Süden. Als mein Tank halb voll war wollte ich mal tanken. Diesel wird im Iran nicht frei verkauft. Man braucht hierzu eine Tankkarte. Iranische Diesel-PKW gibt es praktisch nicht. Als Tourist muss man beim Tankwart fragen, ob er eine Karte hat, oder man fragt einen LKW-Fahrer. Das größere Problem ist die anscheinend sehr schlechte Qualität, was zu Problemen für den Partikelfilter führen kann. Deshalb hatte ich auch noch 80 Liter in Kanistern dabei um etwas mischen zu können. Eigentlich schade, denn ich habe im Iran nur 10 cent für den Liter bezahlt… und das ist glaube schon der dreifache des Normalpreises.

Heut fahre ich ca. 750 km bis nach Ghom. Die Straßen sind oft 6 Spurig ausgebaut. Man muß aber mit allem rechnen, also fahrbahntechnisch sowie das Verhalten der iranischen Fahrer. Auf Landstraßen geht es schon mal sehr holprig zu. An den Autobahn-Mautstellen wurde ich freundlich mit „welcome to Iran“ begrüßt und mußte nichts zahlen. Offensichtlich sind Touristen von der Maut befreit.

In Ghom hatte ich mir außerhalb, an der Jamkaran- Moschee, einen Stellplatz gesucht. Das ist eine bedeutende Moschee und Wallfahrtsort für die Schiiten.

13.04.2022 Nach Besichtigung von Jamkaran Weiterfahrt nach Kashan. Auffällig sind die unzähligen ur-alten LKW’s. Die Zeit scheint stehengeblieben irgendwann. Wenn ich 100 fahre, überholen mich aber diese LKW’s noch, die Neueren sowieso. 80 km/h für LKW’s gibt es anscheinend nicht. Bin auch zweimal nach einer Geschwindigkeitskontrolle angehalten worden, obwohl ich sicher nicht zu schnell war. Die Herren konnten mit mir aber nichts anfangen. Wir konnten uns einfach nicht verständigen. Haben mich am Ende lächelnd fahren lassen.

Es sind nur 70 Km. Zeit noch in die Altstadt zu fahren. Kashan gehört zu den Wiegen der altorientalischen Hochkulturen. Bei Ausgrabungen fanden sich Häuser aus dem 6. Jahrtausend vor Christi

14.04.2022 Fahrt nach Abyaneh (Rotes Dorf) . Eines der ältesten Dörfer des Landes und recht gut erhalten. Die Lehmhäuser werden nun auch traditionell restauriert und der Tourismus gewinnt an Bedeutung. Es gibt wohl noch ca. 300 Bewohner, die nun auch etwas Kunsthandwerk und getrocknete Fr

üchte zum Kauf anbieten. Nach den 35 Grad von Kashan, ist es hier oben auf 2000m recht angenehm, weshalb ich auch hier nächtige.

Mittags mache ich eine Pause im Restaurant vor Ort. An touristischen Orten gelten wohl die Regeln des Ramadan nicht. Zunächst setze ich mich allein auf eine dieser traditionellen Plattformen, später werde ich eingeladen mich zu einer Familie zu setzen. Die Tante, die ältere Dame auf den Foto wohnt in Berlin und kommt, seit sie Rentnerin ist, über den Winter gern in den Iran. In Aserbaidschan geboren, im Iran aufgewachsen und nach Deutschland ausgewandert, spricht sie neben diesen Sprachen auch noch Englisch und französisch.

Nachmittags mache ich dann noch einen Spaziergang auf den gegenüberliegenden Hügel wo auch noch Reste einer alten Burg stehen.

15.04.2022 Heut fahre ich die ca. 350 km nach Yazd. Zwischen zwei Wüsten liegt diese sehr alte und schöne Stadt. Ursprünglich eine Oase, sogar einen großen See soll es gegeben haben. Keine Ahnung wie man es schafft diese Millionenstadt mit Wasser zu versorgen. Es geht recht starker Wind und ich spüre bzw. habe den Sand überall, im Auto uns zwischen den Zähnen.

Am nächsten Morgen spaziere ich nochmal durch die Stadt. Nicht nur durch die Altstadt. Wollte mir eigentlich den Dowlat Abad Garden anschauen, der war zu und sah von außen ziemlich wüst aus. Habe paar Impressionen vom Stadtbild eingefangen. Die Menschen sind ja eigentlich das Interessanteste. Was sie tun wie sie angezogen sind etc. Habe immer diskret fotografiert. Vieles konnte ich deshalb auch nicht mit der Kamera einfangen. Die vielen kleinen Länden und Handwerker , wo der Mensch kaum noch Platz hat sich zu bewegen, so voll gepackt sind diese und es scheint unmöglich da eine Ordnung zu erkennen.

Am Nachmittag fahre ich in das Wüstendorf Kharanaq. Eine Oase auf der Seidenstraße. Die alte Burganlage ist verlassen und relativ gut erhalten. Es ist zur Touristenattraktion geworden. Man kann sich frei bewegen, überall herumklettern. Ist auch nicht ungefährlich, weil alles erodiert und immer mehr zusammenfällt. Aber auch die Wüstenszenerie herum ist sehr schön und beeindruckend.

17.04.2022 Am morgen spaziere ich hinunter zum ausgetrockneten Flussbett und hinauf auf die Hügel über der Moschee. Auch hier in der Wüste gibt es schnelles Internet, so aktualisiere ich meinen Blog. Draußen prallt die Sonne und der Wind ist heftig. Außer drei jungen Männer gestern waren keine Touristen wieder hier. Parke direkt vor der alten Moschee mit öffentlichem WC in der nähe.

18.04.2022 an morgen fahre ich weiter nach Deh Bala. Dies ist ein Bergdorf im Shir Kuh Massiv, nur ca. 50km südlich von Yazd. Das Dorf liegt auf etwa 2200m Höhe und bietet etwas frische Luft und die Möglichkeit auf Wandern. Am Nachmittag laufe ich im und um das Dorf etwas herum. Es ist sehr weitläufig. Am nächsten Morgen wandere ich Richtung Barf Khaneh, einer von zwei 4000er die man vom Dorf erreichen kann. Möchte mich aber nur etwas akklimatisieren. Hatte schon seit Tagen mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Gehe langsam bis auf 3300m und genieße die gute Sicht. Eine wunderschöne Wanderung.

20.04.2022 Heut habe ich mich mit einer Bergführerin verabredet um den Shir Kuh (4055m) zu besteigen. Hatte ihre Telefonnummer im Internet gefunden, habe ihr eine Whatsapp geschickt und zwei Minuten später war die Zwei-Tagestour verabredet. Zunächst ist es nie gut solche Bergtouren allein zu machen, aber hier sind die Wege kaum beschildert bzw. markiert und eine GPS Tour habe ich im Netz auch nicht gefunden. Sie hatte noch ihren Mann mitgebracht, so waren wir zu dritt und am Abend kurz vor Dunkelheit an der Schutzhütte auf 35050m und am nächsten morgen gegen 8 Uhr am Gipfel. Nach ausgiebigen Frühstück an der Hütte, ging es dann den Rest der über 1600 Höhenmeter zurück ins Tal.

21.04.2022 Gestern war ich noch bis nach Izadkhast gefahren und habe vor der Karavanserei übernachtet

22.04.2022 Heut ging es weiter nach Schahr-e-Kord. Es ist mit 2100m die höchstgelegene Stadt Irans. Das Klima kühler und feuchter, die Landschaft grüner. Mache noch einen kleinen Abstecher nach Zaman Khan Bridge, ein beliebtes Ausflugsziel der Iraner aus der Umgebung. Eigentlich wollte ich mir hier einen Stellplatz suchen, aber es war Wochenende und es war richtig voll. Habe mich dann in Schahr-e-kord in den Solat-Park gestellt. Dort war ich dann auch eine Art Attraktion, vor allen die Jugendlichen waren sehr neugierig, haben mich angesprochen und ihre Englischkenntnisse getestet. Musste mich dann ins Auto zurückziehen um mal etwas Ruhe zu haben.

 

Ende Iran Teil 1

 

Google Maps- Karte mit allen Übernachtsorten im Iran

https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1-AwfiAsICKZLjFX5KOchcUgq6gz-P9c&usp=sharing

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